WM Ponferrada (20.-28.09.2014) - Jacqueline Dietrich (RSG Offenburg-Fessenbach) bei den Juniorinnen schon früh durch einen Sturz zurückgeworfen
27.09.2014
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Badischer Radsportverband
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Straße
Zu Beginn stand ein Weihnachtsgeschenk. Kein Smartphone oder Tablet war das, auch kein Snowboard oder Mountainbike. Also keines dieser modernen Präsente, sondern ein Rennrad. Tatsächlich passend für eine Mountainbikerin? Jacqueline Dietrich lacht. »Ja, klar. Das brauchte ich fürs Grundlagentraining.« Weihnachten 2012 war das, und Monate davor hatte die Schülerin aus Ebersweier ihre Liebe zum Mountainbikesport entdeckt. Bei der MTB-Challenge in Offenburg war sie mitgefahren und auf Anhieb über die 32-km-Distanz Erste in ihrer Altersklasse und Dritte in der Frauen-Konkurrenz geworden. Im September hat sie sich der Mountainbike-Gruppe der RSG Offenburg-Fessenbach angeschlossen, und dann kamen Weihnachten und das Geschenk.
Debüt im Juli 2013
Mehr aus Spaß heraus startete Jacqueline Dietrich im Juli 2013 mit einer Lizenz in Achkarren. Achte war sie da und nach eigenen Angaben »schwer enttäuscht«. Bei genauem Hinsehen relativierte sich aber das Abschneiden. Sie war beste Juniorin und hatte damit bei Landestrainer Jochen Dornbusch Eindruck gemacht. Wenig später kam eine Einladung ins Kadertraining. »Hätte ich den Anruf des Landestrainers nicht bekommen, wäre ich so schnell nicht mehr aufs Rennrad gestiegen«, sagt die 17-Jährige heute.
Seit Herbst 2013 trainiert sie nun nach den Plänen des Landestrainers – auf dem Rennrad. Relativ viel alleine, manchmal auch mit der MTB-Gruppe der RSG Offenburg-Fessenbach, wenn die zwischendurch mal aufs Rennrad umsteigt. Inzwischen ist Jacqueline Dietrich vom Radsport-Virus infiziert und hat sogar die geliebte Geige aus den Händen gelegt. 2014 ist bisher nämlich ein tolles Jahr gewesen. Schon in ihrem ersten Bundesligarennen für das Team Baden überraschte die Abiturientin des Klostergymnasiums Offenburg in Sonneberg mit Platz zwei und hatte damit ihr persönliches Ziel schon erreicht: »Einmal unter die ersten zehn.« Denn im Grunde hatte sie keinen Vergleich, wusste nicht, wie gut die Konkurrenz ist. Die Mountainbikerin musste auch erst lernen, ein Rennen auf dem Rennrad zu lesen. »Als Quereinsteigerin war ich es nicht gewohnt, im Pulk zu fahren«, sagt sie.
DM-Dritte im Zeitfahren
So war es vielleicht bezeichnend, dass Jacqueline Dietrich ihren ersten großen Erfolg solo im Kampf gegen die Uhr erzielte. Beim Zeitfahren der deutschen Meisterschaften der Juniorinnen in Luckau bei Berlin wurde sie im Juli Dritte. »Jacqueline ist von Null auf Tausend gekommen. Ich kenne niemanden, der eine vergleichbare Vita hat«, staunt ihr früherer RSG-Trainer Bernd Abel und ergänzt: »Talent und Willen ergänzen sich bei ihr perfekt.« Und ganz wichtig: Die 17-Jährige weiß eine Familie hinter sich, die sie voll und ganz unterstützt.
Das Sahnehäubchen war die Weltmeisterschaften in Ponferrada. Die Strecke, sagt Abel, war ideal für die nur 1,60 m große und 50 Kilogramm leichte junge Frau. »Es geht hoch auf 1200 Meter, sehr bergig, ziemlich heftig«, hat er in Erfahrung gebracht. Wie geschaffen für Jacqueline Dietrich, die ihre Trainingskilometer vorzugsweise im Schwarzwald abspulte. Am Ende war Lisa Klein beste Fahrerin des BDR. Das Rennen auf dem 18,2 Kilometer langen Rundkurs, der viermal zu bewältigen war, wurde recht verhalten angegangen. Doch gerade auf der ersten Runde ereigneten sich mehrere Stürze, durch die viele Fahrerinnen schon ihre Hoffnungen früh begraben mussten, wie zum Beispiel auch die beiden Deutschen Wiebke Rodieck und Jacqueline Dietrich. "Schade, aber ich bin trotzdem froh, dass ich dabei gewesen bin. So ein WM-Rennen fährt man auch zu Ende, wenn man mit sechs Minuten Rückstand in die letzte Runde geht", so Dietrich.